Binz/Insel Rügen. Fünf Marburger Juniorenboxer holten bei der Deutschen Meisterschaften eine Silber- und 2 Bronzemedaillen. Ramon Delgado holte Silber, Emil Kessler und Hasan Ismael Bronze. Franklyn Dwomoh hatte als haushoher Favorit Pech und verlor im Viertelfinale gegen den späteren Meister hauchdünn mit 2:3-Richterstimmen nach Punkten.
Zu den Deutschen Meisterschaften der besten 15-16jährigen Juniorenboxer, die am vergangenen Dienstag begannen und am Samstag ihre Finalkämpfe hatten, hatten sich 5 Aktive des 1. BC Marburg qualifizieren können. Sie waren Teil eines 11köpfigen Hessenteams, dass mit 7 Medaillen (3 Gold, 1 Silber, 3 Bronze) nur ganz knapp dem LV NRW in der Länderwertung den Vortritt lassen musste. Es fehlte zum Gesamt-Mannschaftssieg nur eine Bronzemedaille mehr. Die „sichere Bank“ auf HBV-Seite, der letztjährige DM aus Marburg, Franklyn Dwomoh in der 48-kg-Klasse, konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen und verlor bereits im Viertelfinale – wenn auch äusserst knapp und umstritten – mit 2:3-Punktrichterstimmen am späteren Meister aus Köln: KLIESCH, Ojeen Faustkämpfer K-Kalk.
Zu den Kämpfen der hessischen Boxer:
38-40 kg:
In der leichtesten Gewichtsklasse konnte Nadir El Bakri, der letztjährige DM der Kadetten, auch in der Juniorenklasse überzeugen. Im Halbfinale besaß der Mecklenburger Ole Herrmann keine Möglichkeit den schnellen Hessen zu treffen, wurde selbst immer wieder ausgekontert und erreichte nur mit Mühen den Schlussgong, IM FINALE standen sich dann zwei letztjährige DM gegenüber.
Nadir, der Sohn des GBG-Cheftrainers Rashid El Bakri, sicherte sich in allen drei Runden deutliche Vorteile durch ständige Boxdominanz in Angriff wie auch in der Verteidigung. In keinem Moment de Kampfes verlor Nadir die Kontrolle über das Gescheen und siegte einstimmig mit 5:0 Richterstimmen.
Bis 42 kg:
Das überraschend starke Auftreten des CSC-Boxers Ali-Turpal Baymuradow imponierte alle Zuschauer und Boxkenner. Der Thüringer Gegner Ahmet Dakaev war im Viertelfinale favorisiert, konnte jedoch dem wachsenden Druck des Mainstädters nicht begegnen. Je länger der Kampf dauerte, desto sicherer wurde Ali-Turpal und beherrschte seinen Kontrahenten aus der Landeshauptstadt mit klassischen Führhand-Schlaghand-Verbindungen.
Im Halbfinale dann war der als Favorit gehandelte bayrische Gegner Baris Akbulut vorgewarnt, versuchte seine Reichweitenvorteile auszuspielen, doch Ali-Turpal schnitt ihm immer besser den Weg ab und glänzte mit sauberen Treffern auf der Innenbahn. Sein Punktsieg war wieder einstimmig.
Im Finale dann konnte der Hamburger Erik Adamyan nur in der 1. Runde mithalten, konnte jedoch auch hier im Laufe des Gefechts immer weniger dem Druck des CSC-Boxers standhalten. Der Gong rettete ihn hier vor einer vorzeitigen Finalniederlage.
Einen Herzlichen Glückwunsch geht hier an den CSC, der seinen Jungen hervorragend auf die DM vorbereitet hatte.
Bis 44 kg:
Der Fuldaer Jan Spanberger (BC Osthessen) wurde vom hessischen Jugendwart Pasquale Ferraro noch zum Glück nachgemeldet und Jan bestätigte das in ihn gesetzte Vertrauen: im Viertelfinale konnte der Sachse Besian Begejev nur in der ersten Hälfte des Kampfes mithalten. Doch mit jeder laufenden Boxsekunde wurde Jan immer sicherer, mönövrierte mutig den Kontrahenten ans Ringseil und attackierte letztlich erfolgreich mit langen Geraden.
Auch im Halbfinale hatte der Hamburger Maxim Kaptil nur wenig dagegen zu setzen. Jan beherrschte seinen Gegner immer besser und gewann sicher mit 5:0 nach Punkten.
Im Finale wiederholte sich das Bild gegen den Sachsen-Anhaltiner Daniel Ermolaev. Von seinem Vater Vitalij Spanberger mitbetreut, setzte Jan alles das um, was die Coaches ihm rieten: Ringmitte behaupten und Angriff zum Seil mit gestochenen Führhänden vorbereiten. Ergebnis glatter 5:0-Punktsieg und der 3. Deutsche Meistertitel, der 2018 nach Hessen ging.
Bis 48 kg:
Franklyn Dwomoh wollte seinen letztjährigen Titelgewinn wiederholen und begann die erste Runde wie gewohnt sicher boxend gegen den Kölner Ojeen Kliesch. Im Mitteldurchgang wurde er nach einem erhaltenen Konter unsicher und brachte nicht mehr die Dominanz, die im Schlussdurchgang notwendig geworden war, um das Ding sicher nach Hause zu bringen. So kam es zu einem knappen Ergebnis, dass leider zu ungunsten des Favoriten ausging: nur 2 der 5 Punktrichter entschieden für ihn.
Bis 54 kg:
Ahmed Shatanawie-Schützling Aymen Boulahfa vom BC Hochheim war der erste hessische Boxer, der schon am Mittwoch im Achtelfinale in Binz auf Rügen in den Ring musste. Der bisweilen unbekannte Hesse galt für seine Trainer als Geheimfavorit. Aymen glänzte dann auch bei seinem ersten Auftritt bei Deutschen Meisterschaften und besiegte gleich überraschend den letztjährigen Meister Emil Schneider aus NRW, der der permanenten Kampfkraft des Hochheimers nicht standhalten konnte und 5:0 n.P. verlor.
Auch im Viertelfinale am Donnerstag hatte der weitaus erfahrenere Baden-Württemberger Nils Rötten wenig Chancen, dem Angriffseifer des Hessen entsprechende Gegenwehr zu liefern. Aymen siegt wiederum sicher 5:0 nach Punkten.
Im Halbfinale dann war für den noch zu unerfahrenen Hochheimer gegen Amo Alo vom LV (=Landesverband) Schleswig Holstein, die „Luft raus“ . Der baumlange Nordeutsche verstand es, Aymen auf Distanz zu halten und letztlich auszupunkten. Aber immerhin: die Bronzemedaille war sicher für Aymen und Hochheim.
Bis 57 kg:
Der Kasseler Kerim Eryilmaz (BSV 93) verkaufte sich „unter Wert“. Er war erstmals bei einer DM dabei und wirkte zu gehemmt. Artur Woronianski (LV NRW) hatte leichtes Spiel, die Angriffsversuche des Nordhessen auszukontern und damit das Halbfinale zu erreichen.
Bis 60 kg:
Emil Kessler, der zweifache Kadetten-DM zeigte sich im Viertelfinale gegen den Bayern Eduard Miller stark fokussiert auf die Möglichkeit, das Halbfinale zu erreichen. Emil behauptete die Ringmitte und versuchte immer wieder die Angriffe kontrolliert anzugehen. Der größere Boxer aus Süddeutschland boxte auf Augenhöhe mit und sorgte für eine knappe Entscheidung. Auch wenn Emil mit 5:0-Richterstimmen gewann, das Ergebnis war sicherlich eng. Dennoch muss man Emil´s Strategie hervorheben, die letztendlich zum Sieg verhalf: Emil – als Konterboxer bekannt- verlies sich diesmal nicht auf diese Stärke, sondern setzte daneben angriffsorientierte Akzente.
Im Halbfinale traf Emil dann auf den letztjährigen DM und Vize-EM John Bielenberg aus Hamburg. Hier lieferte Emil wiederum eine starke Leistung ab, dennoch: die knappe Punktniederlage wurde am Ende aufgrund einiger genauer Treffer, die der Hanseate mehr einbringen konnte, neidlos akzeptiert.
Bis 63 kg:
Hessen hatte hier zwei Qualifikanten aufzubieten. Zunächst der Marburger Luis Seibel, der -an erster Stelle beim HBV nominiert- seinen hessischen Mitkonkurrenten Michael Emeka Vizzini (Condor Limburg) im Februar beim Kader- und DM-Qualifikationsturnier in Thüringen (Bad Blankenburg, wir berichteten!) besiegt hatte.
Seibel hatte Lospech und traf auf den letztjährigen Meister Mustafa Wehbe aus Berlin. Wehbe setzte seine ganze Routine ein, besiegte den aufopferungsvoll kämpfenden Marburger und wurde zwei Tage später dann auch wiederum nach 2017 Deutscher Meister 2018.
Michael Vizzini gewann zwar im Viertelfinale gegen den Bayern Nikita Bronik die erste Runde, doch hatte er sich dabei „overpaced“, konnte im Mitteldurchgang nichts mehr zusetzen, wurde angezählt und in der 3. Runde schützend aus dem Kampf genommen.
Bis 66 kg:
Erstmals an einem hochklassigen Turnier teilnehmend, hatte der Stadtallendorfer DM-Qualifikant zunächst ein Freilos und traf gleich im Halbfinale stehend auf den zweifachen DM und Titelverteidiger Osman Alzein vom LV Niedersachsen. Der war eine Nummer zu groß und der Ringrichter brach auch hier rechtzeitig den Kampf ab. Al-Zein siegte dann im Finale wiederum vorzeitig und zeigte damit seine doch etwas größere körperliche Stärke von gleichaltrigen Menschen westasiatischer Herkunft auf. Es bleibt der Trost für den Stadtallendörfer Hasan Ismael, bei seiner ersten DM viel Erfahrung gesammelt und einen großen Pokal für seinen 3. Platz geschenkt bekommen zu haben.
Bis 70 kg:
Die Chance, nach dem 5. DM-Platz im letzten Jahr, jetzt einen Medaillenplatz zu erreichen, war beim Elmshäuser Ramon Delgado aufgrund seiner zuletzt gezeigten Leistungen sehr groß geworden.
Das Teilnehmerfeld der 70-kg-Klasse ist i.d.R. sehr gut bestückt. So war es auch diesmal. Ramon musste zunächst im Viertelfinale gegen den starken Niedersachsen Resul Kocak kämpfen. In einem bedingungslosen Fight setzte Ramon jedoch sofort die Akzente und gewann jede Runde, weil er den starken Gegner kontrollierte und im Infight wie auf der Distanz immer eine Hand mehr drin hatte.
Im Halbfinale dann traf Ramon auf seinen alten Widersacher und ehemaligen DM-Vize Philipp Taubert aus Halle (LV Sachsen-Anhalt), den er zuletzt beim Turnier der Olympischen Hoffnung in 9-2017 (wir berichteten!) schon knapp besiegte. In einem gnadenlosen Gefecht hatte auch hier Ramon am Ende die bessere Physis sowie im Technik-Taktik-Bereich die gewinnbringenden Vorteile vorzuweisen.
Im Finale traf Ramon auf eine schier „uneinnehmbare Festung“. Der mehrfache DM und 3. EM aus Berlin, Delil Dadaev- erwies sich als zu abklärt und rettete gegen einen bis zum Schlussgong bedingungslos kämpfenden 1.BC´ler seine erneute Titelverteidingung in der 15-16jährigen Junioren-Altersklasse.
Fazit: Das Hessen-Team erwies sich als überaus geschlossen und steigerte sich von Erfolg zu Erfolg. Der zweite Platz in der Gesamtwertung der beteiligten 16 Bundesländer spricht für die Stärke der 15-16jährigen Hessen und seiner mitwirkenden Trainer, Betreuer und Eltern
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