Andreas Sidon (r.) bezwingt in Mansfield (England) den Lokalmatadoren Steve Ward und ist nun „Veteranenweltmeister“ im Schwergewicht.

 Andreas Sidon

Schwergewichtsboxer Andreas Sidon feierte in Mansfield (England) seinen 46. Sieg als Profi. Dem in Lollar wohnenden Mitglied des 1.BC MR besiegte Lokalmatador Steve Ward durch technischen K.O. Der in Mittelhessen verwurzelte 54jährige ist immer noch tief mit seinem alten Verein 1.BC Marburg verbunden.

Andreas Sidon ist seit 1997 Mitglied des 1.BC Marburg, erwarb noch im alten Jahrtausend die C-Trainer-Lizenz bei seinem damaligen Vereinstrainer und Lehrwart des Hess. Boxverbandes. Auch jetzt noch, nachdem er 1999 als 36jähriger ins Profi-Box-Lager wechselte und danach zahlreiche, meist erfolgreiche Kämpfe gegen Schwergewichtler der Weltspitze absolvierte, pflegt er seine gute Beziehung zum 1.BC Marburg und kommt zur Vorbereitung seiner Profikämpfe regelmäßig ins Marburger Boxsportzentrum in der Fr.-Ebert-Str.19. N Nach dem Sieg schenkt Andreas Sidon (r.) dem geschlagenen Steve Ward seine beiden WM-Gürtel.

In der siebten Runde hatte Andreas Sidon am Samstagabend den Kampf um die Veteranenweltmeisterschaft nach Version der World Boxing Confederation (WBC) beendet Der 60 Jahre alte Ward hatte sich bis dahin wacker geschlagen, musste aber seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Nachdem er zu Beginn der 7. R. schon einmal (wahrscheinlich aus Schwäche) ohne Schlagwirkung auf den Ringboden stürzte, fiel er gegen Ende dieser Runde nach einer relativ harmlosen Attacke von Sidon erneut zu Boden, kam zwar rechtzeitig wieder hoch, doch der Ringrichter musste den Kampf abbrechen, denn Ward stand auf wackeligen Beinen und hätte wohl ohnehin nicht mehr lange boxen können. Ein Eintrag in das Guinness-Buch der Rekord ist ihm aber sicher, denn nie zuvor hatten sich zwei ältere Boxer in einem Profikampf gegenübergestanden.

Sidons Taktik war aufgegangen. Sich seiner Ausdauerfähigkeit im Berufsboxsport bewusst, begegnete Sidon seinen aggressiv und mit explosiven Aktionen agierenden Gegner zunächst mit ausweichenden Sidesteps und hielt sich mit Gegenangriffen noch zurück. Sidon wusste, dass sein Gegner noch nie länger als acht Runden im Ring gestanden hatte und so spekulierte er darauf, „dass er hinten raus Probleme bekommt«. , sagte der 1,97 Meter lange Sidon. Der zehn Zentimeter kleinere Ward ging immer wieder überfallartig in den Mann und beeindruckte den erfahrenen Sidon, der bereits mit zahlreichen Weltklasseboxern im Ring gestanden hatte.

Nachdem der Lokalmatador die ersten beiden Runden für sich entschieden hatte, übernahm das Marburger 1.BC-Mitglied die Initiative, diktierte das Geschehen von der Ringmitte aus und demoralisierte den tapferen Ward mit gezielten Treffern. Nach dem Kampf erntete Sidon frenetischen Applaus der über 1000 Zuschauer, die zuvor die Halle durch lautstarke Sprechchören in einen Hexenkessel verwandelt hatten.

Seit Mittwoch hatte sich Sidon, der Weltmeister der eher unbedeutenden Verbände World Boxing Union (WBU) und World Boxing Board (WBB)

ist, in England aufgehalten. Am Anfang dieser Woche hatte er noch mit Sohn Albano sein Abschlusstraining in seinem 1.BC-MR-Trainingszentrum in der Marburger Friedrich-Ebert-Straße absolviert. In Mansfield hatten die boxbegeisterten Engländer ein großes Spektakel um einen Kampf gemacht, von dem in Deutschland hauptsächlich nur Insider Notiz nahmen. Das Kräftemessen wurde als Länderkampf zwischen England und Deutschland vermarktet, und die lokale Brauerei gab sogar eine Bier-Edition mit dem Konterfei der beiden Oldie-Boxer heraus.

Viel Druck hatte im Vorfeld auf Andreas Sidon gelastet. Erstmals in seiner langen Profilaufbahn stand er einem älteren Mann im Ring gegenüber. Nach seinem erfolgreichen Auftritt in Mansfield will er zunächst weitere Kämpfe bestreiten. Im Raum steht ein Duell gegen den ungeschlagenen Essener Patrick Korte, den Sidon nach Marburg/Gießen locken möchte.

Zuvor hatte er zusammen mit seinen mitgereisten Kindern Albano (sein Sohn ist auch begeisterter und talentierter Fußballer und spielte in der letzten Saison noch beim VfB Marburg) und Mandana die Region rund um Mansfield erkundet. Und mit Gegner Steve Ward auch offiziell einmal gefrühstückt. Dem geschlagenen Engländer schenkte Sidon vor seiner Abreise zwei seiner Weltmeistergürtel. »Ich wollte ihm eine Freude bereiten, weil er ein Freund geworden ist«, sagte Sidon, als er am Sonntagabend auf dem Weg nach London war. Mit einer Sightseeing-Tour durch die Millionen-Metropole beendete Andreas Sidon am Montag einen ereignisreichen Ausflug. Ein Ausflug, der ihm seinen 37. vorzeitigen Sieg bescherte. Und einige neue Freunde auf der Insel. Am Donnerstag dann war er schon wieder bei seinen Boxfreunden in Marburg im Training in der Friedrich-Ebert-Str. 19 und lies sich mit einigen von ihnen mit seinem neuen Meisterschaftsgürtel ablichten: